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Bedenkliches aus dem IT-Alltag

23. August 2006 um 21:31

frei zugängliche Noten und Songtexte

Irgendwie finde ich die ganze Entwicklung schlimm: Auf der einen Seite sollen Software-Patente eingeführt werden, um "Innovationen zu fördern", auf der anderen Seite wird laut Heise seitens der Musikverleger gegen frei zugängliche Noten und Songtexte vorgegangen. Vermutlich um die Kreativität zu fördern…

Ist auch irgendwie schlimm, wenn Fans die Lieder der Stars nachsingen oder sich dazu Gitarrengriffe ausdenken. Und wenn ich an den Coup der GEZ denke, dann weiss ich schon was als nächstes kommt: wer zuhause Lieder anderer Leute spielt, muss Gema-Gebühren zahlen?

11. August 2006 um 22:20

Vorprogrammierter Ärger: Lizenzstreit

Wenn man eine Software "einkauft" und bei den Lizenzmodalitäten nicht höllisch aufpasst, dann gibt es totsicher am Ende Ärger. Im dem bei Bei silicon.de beschriebenen Fall wurde die Software mit Sicherheit für den konkreten Fall maßgeschniedert. Es geht um eine Software, die in einem Parkhaus die elektronischen Parkbuchten steuert. Damit ist eine optimale Platznutzung möglich. Außerdem wird damit der Diebstahl von Fahrzeugen erschwert. Solche Software gibt es nicht auf der Stange.

Es handelt sich also um mit hoher Sicherheit um Auftragsarbeit. Da gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Entweder man zahlt anfangs einen bestimmten Betrag, der die Kosten des Anbieters deckt, und zahlt jährlich noch etwas für die Wartung und Weiterentwicklung drauf. (Im konkrten Fall dürfte die Wartung nicht so aufwändig, sprich teuer, sein.) Mit diesem "Kauf" geht die Software in das Eigentum des Käufers über. Sichert man sich vertraglich für den Fall der Insolvenz des Herstellers ab, sodass man dann auch den Quell-Code inkl. Dokumentation (die sollte man vorher mal ansehen) bekommt, ist man vergleichsweise gut geschützt. Das gleiche sollte gelten, wenn der Hersteller den Vertrag kündigt, sonst ist man schon recht erpressbar. Wenn man sich jetzt auch noch absichert, dass der Hersteller die Wartungskosten nur in einem bestimmten Fenster erhöhen kann, kann schon gar nicht mehr so viel passieren.
  • Oder man zahlt jährlich einen bestimmten Betrag an Lizenzkosten. Dann verbleibt die Software im Besitz des Herstellers und man erwirbt nur das zeitlich befristete Nutzungsrecht. Das scheint hier der Fall gewesen zu sein. Wenn man so existenziell auf die Software angewiesen ist, wie im konkreten fall, dann erscheint es jedoch abgrundtief unüberlegt nur die zeitlich befristete Nutzung zu erwerben. Man macht sich erpressbar und kann möglicherweise dicht machen. MEiner Ansicht nach eignet sich das Modell nur für Standard-Software von renomierten Herstellern richtig gut. Man muss das Vertrauen haben, dass es den Hersteller auch noch langfristig geben wird und dass er die Software nicht plötzlich aus dem Portfolio streicht, weil es seine Kosten nicht mehr deckt. Das ist uns tatsächlich schon mehrfach mit Standard-Software passiert. Glücklicherweise hatten wir für den Fall vereinbart, dass wir die Sourcen kaufen können. (Zu der Doku in den konkreten Fällen sage ich jetzt nichts…)

Die Gründe, warum sich Firmen trotzdem auf den Deal mit den Lizenzen einlassen, selbst wenn es um Maßanfertigungen geht, lieg in der höheren Mathematik der Manager: wenn ich jetzt 240 Kiloeuro für einen Kauf bezahle, dann habe ich in den kommenden 4 Jahren eine Abschreibung von 60 Kiloeuro Investitionen pro Jahr und nochmal 20 KiloEuro Kosten für die Wartung.
Wenn ich aber nur 50 Kiloeuro an Lizenzkosten inkl. Wartung bezahle, dann habe ich pro Jahr 20 Kiloeuro weniger ausgegeben. Und die kann ich komplett als Kosten deklarieren. Natürlich zahle ich nach ein paar Jahren drauf, aber daaan hat sich unsere Unternehmung ja schon so prächtig amortisiert, dass es der Firma dann nichts mehr ausmacht.
Sollte ich zu der Sorte Unternehmen gehören, die sehr knapp bei Kasse sind, dann habe ich möglicherweise gar nicht das Geld, um alles auf einmal zu bezahlen. Das gilt besonders bei öffentlichen Auftraggebern: Hier sind die Aufträge komischerweise immer furchtbar teuer und die Auftraggeber immer knapp be Kasse. Die daraus entstehende doppelte Kostenfalle liegt auf der Hand…

Details stehen in dem Artikel "Lizenzstreit: Parkhaus-Software sperrt Autos weg – Auch das noch!".

7. August 2006 um 11:42

nosoftwarepatents-award: Besetztzeichen als Patent

Bei den Kandidaten für das "Software-Patent des Monats – August" ist wieder ein besonderer Knaller dabei:

Patentierte Idee: Den Verbindungsaufbau für zeitkritische Verbindungen, speziell Telefongespräche, nur dann zulassen, wenn dafür genügend Bandbreite zur Verfügung steht.

In der herkömmlichen Welt nennt man sowas "Besetztzeichen" und ist auch schon bei VoIP gängig. Wenn das Patent in Europa gültig würde, dann müssten wohl alle VoIP-Anbieter das Besetztzeichen lizensieren. Echt prima, eine Lizenz zum Gelddrucken! Das Patent wurde übrigens als besonders innovativ ausgezeichnet. Die Patent-Freunde leben einfach in einer anderen Welt. Ich habe nicht den Hauch Verständnis dafür Software zu patentieren. 🙁

Auf der Seite werden jeden Monat 5 Software-Patente ausgewählt, die bereits angemeldet und gültig sind. Obwohl es in Europa noch gar keine Software-Patente geben darf, werden jedes Jahr sehr viele Patente zugelassen, sie sind halt noch nicht gütig. Das wird sich erst ändern, wenn die EU auch Software-Patente zulässt. Was die Veranstalter des "nosoftwarepatents-award" erreichen wollen, beschreiben sie so:

In diesem Monat gehen wir den umgekehrten Weg und präsentieren fünf Patente, die mit verschiedenen Preisen für „hervorragende Innovation“ ausgezeichnet wurden. Auf diese Weise möchten wir unseren Lesern einen objektiven Blick auf die Schädlichkeit oder Nicht-Schädlichkeit von Software-Patenten ermöglichen.

6. August 2006 um 15:16

Marke "Gelbe Seiten" der Telekom gelöscht

Gerade las ich bei Heise, dass das Deutsche Patent- und Markenamt die Marke "Gelbe Seiten" der Telekom gelöscht hat. Hurra, ein kleiner Lichtblick in dem Dschungel der Trivial-Software-Patente und Markenreservierungen für Alltagsnamen. Leider wird dem wohl auch langfristig kein Riegel vorgeschoben, sodass irgendjemand immer erst ein Verfahren anstrengen muss. Das Verfahren hat tatsächlich 2 Jahre gedauert!
Kann nicht mal jemand die Löschung der Farbe Magenta beantragen? Wie kann eine Firma eine der 16 Grundfarben der Computer beantragen!