Kundendaten sind uns heilig. Wenn mal beim Kunden (aufgrund von Hardware-Problemen?) Defekte in seiner SQL-Server-Datenbank auftreten und er keine Datensicherung hat, dann schickt er uns die Daten rein.
Wenn er das per Datenträger macht, dann dürfen wir die nicht einfach in den Schreibtisch einschließen. Wir brauchen einen Schrank mit "Sicherheitsschließung".
Weil sich das papierlose Büro nun doch so langsam durchsetzt, haben wir etliche Schränke, die leer oder wenigstens halb leer sind. Kein Problem also, dann soll halt jemand kommen und ein Schloss gegen ein Sicherheitsschloss austauschen.

SideboardEs dauerte gar nicht so lang, da kam tatsächlich jemand vorbei, sah sich die Schränke an, schüttelte den Kopf und sagte die ganze Zeit "Das sind ja ganz andere Schränke!", "Das sind ja ganz andere Schränke!".
Relativ verstört zog er wieder von dannen. Wir bekamen noch aus ihm heraus, dass sie für diese Schränke gar keine "Sicherheitsschließungen" hätten. Offenbar war denen in der Hauptverwaltung nicht klar, dass wir armen Schlucker in diesem Standort mit
Büroausstattungen der zweiten Generation arbeiten, also so 25 Jahre alte Sachen. Außer den Schreibtischstühlen, die jetzt so langsam alle rüber rudern, sind sie auch noch prima in Schuss.

Nach kurzer Diskussion mit der Verwaltung wurde festgelegt, dass ein kleines "Sideboard" gegen ein Neues ausgetauscht wird, damit wir eine "Sicherheitsschließung" haben. Das kam vor etwa drei Wochen an: ein großes klobiges Teil, das unser Büro jetzt irgendwie klein wirken lässt.
Es geht vom Boden bis unter das Whiteboard in Brusthöhe. Daneben stand das andere kleine Sideboard. Zu meinem großen Erstaunen handelt es sich bei den Neuen um das gleiche Modell, dass meine Kollegen im Nebenraum auch schon haben. Und das Schloss kann ich mit bloßem Auge nicht von den anderen Modellen unterscheiden.
Ich schätze ein leichter Tritt von der richtigen Seite würde reichen um den Zugang zu erzwingen, aber ausprobieren möchte ich es nicht. Der Möbelaufsteller entschuldigte sich, dass er nur eines habe, es sei gerade kein zweites da. Das war mir ganz recht und ich leitete gleich ein, dass das andere kleine bei uns bleibt.
Wir räumten also alle hohen Dinge auf das kleine Sideboard und vergaßen die Geschichte. Naja, nicht ganz, denn letzte Woche hatten wir wirklich mal etwas einzuschließen.

Und dann kam doch – gerade als ich zu einer Besprechung aufbrechen wollte – noch ein Zweites! Der Lieferant bestand darauf, es da lassen zu müssen. Immerhin sah er schnell ein, dass er wenigstens das Alte mitnehmen müsse, wofür er allerdings keinen Auftrag habe. Hinter dem alten Sideboard lagen alte Blätter und Hydrokugeln rum. Aber bevor ich "papp" sagen konnte stand darauf schon der neue Schrank. Er wackelt jetzt wie verrückt, aber er würde später noch mal mit Werkzeug wiederkommen, um ihn auszurichten, sagte er. Das war vor drei Tagen. Vielleicht kommt er ja wirklich eines Tages.

Wir haben jetzt Schrankplatz für drei Großfamilien frei. Die Pflanze auf den Sideboards steht jetzt direkt vor der Tafel und unser Büro sieht recht beengt aus… Ich glaube, ich lasse etwas Gras über die Sache wachsen und beantrage dann, dass bei uns ein paar Schänke abgebaut werden. 😉