Heute auf der Heimfahrt sprachen wir über größere Firmen, die gerne zusätzliche Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen beschäftigen. Die Mitarbeiter werden meist "Externe" genannt, manchmal auch "Fremdmitarbeiter" oder "Leasingkräfte". Einige empörten sich darüber, dass etliche größere Firmen seit langem solche Externe beschäftigen und die Leute damit ausnutzen würden.
Man kann sicher argumentieren, dass die "Mitarbeiter" besser dran wären, würden sie von der beauftragenden Firma direkt eingestellt. Dann würden sie besser bezahlt und müssten nicht ständig darum bangen, ob im nächsten Geschäftsjahr das Budget genehmigt wird oder weitere Projekte aufgezogen werden, die ihre "Zusatzkapazität" erforderlich machen. Allerdings muss ich da gleich sagen, dass die Bezahlungsgeschichte eine Mär ist: Es gibt einen gesetzlichen Anspruch das externen Leute für gleiche Tätigkeit wenigstens das gleiche Geld bekommen. Daher müssen die Leasingfirmen auch einem Tarifvertrag haben, der dem des Auftraggebers gleicht. Bei uns bekommen externe IT-Fachkräfte durchaus mehr als die fest angestellten Mitarbeiter. Gab es nicht bei Heise entsprechende Umfragen?
Andererseits ist der Hintergrund der Beschäftigung in der Regel eine unsichere Langfristplanung, weswegen die Firmen keine festen Mitarbeiter einstellen wollen. Dann müssen sie nämlich bei Einsparmaßnahmen keine Leute feuern, sondern können einfach die Verträge auslaufen lassen und neue Projekte sparsamer aufsetzen. Die Alternative wäre für die Firmen ja gerade nicht die Leute fest anzustellen, sondern eben gar nicht zu beschäftigen und die Aufgaben auf die eigenen Leute abzuwälzen (über Überstunden und Streichung von Projekten). Eine dauerhafte Erhöhung der Personalkosten ist meist das Letzte, was Firmen im Aufsichtsrat durchsetzen können.
So gesehen ist das doch eigentlich ein Win-Win-Szenario: Jemand, der ansonsten keine Stelle hätte, wird in guten Zeiten beschäftigt. Und Firmen denen es gut geht, müssen nicht ihre Fixkosten erhöhen.
Was man aber nicht vergessen darf: In schlechten Zeiten führt das dazu, dass etliche Leasingkräfte unter Umständen gar nicht beschäftigt werden können. Und das ist für jeden einzelnen Betroffenen schlimm. In schlechten Zeiten nutzt das System also nur den Firmen, die dadurch Kosten sparen und somit Verluste und Entlassungen abwenden können.
"Allerdings muss ich da gleich sagen, dass die Bezahlungsgeschichte eine Mär ist: Es gibt einen gesetzlichen Anspruch das externen Leute für gleiche Tätigkeit wenigstens das gleiche Geld bekommen."
Nett, aber völliger Quatsch. Papier ist geduldig. Sieh dir z.B. mal das hier an: http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,tn8oib5fy9yjfui4~cm.asp
Natürlich kann bzw. konnte man auch via Zeitarbeit mit entsprechenden Boni usw. auf ein halbwegs vernünftiges Gehalt kommen, ich kenne z.B. auch jemanden der als Zeitarbeiter in der Industrie auf ca. 1500 netto kam. Er meinte aber auch in den Firmen, in denen er arbeitete, wird immer jemand gebraucht. Das hat sich inzwischen erledigt.
Und die Fälle in der IT sind nochmal etwas anderes – wer sich dort gut verkauft und etwas bietet, was gerade stark nachgefragt wird, kann auf Projektbasis ja gut mehr als 10.000 EUR monatlich mitnehmen. Meistens wandert er dann aber mit seiner Qualifikation einfach weiter zum nächsten Projekt.
Man sollte bei dem ganzen auch nicht vergessen, daß die Leiharbeit auch ein Einstieg in ein Unternehmen sein kann. Vor allem größere Konzerne übernehmen gute Mitarbeiter die zum Unternehmen passen. Voraussetzung hierfür ist natürlich die Auftragslage und die Dauer, wie lange der Mitarbeiter an dem Projekt o.ä. mitgearbeitet hat, ob er ins Team passt usw.
Die Übernahme von Leiharbeitern in eine feste Anstellung habe ich auch schon vereinzelt erlebt (mir fallen 5 Bekannte in 10 Jahren ein). Dennoch denke ich, dass dies nur in einem kleinen Teil der Fälle klappt. Nämlich immer nur dann, wenn eine Stelle frei wird.
Bei den Arbeitsbedingungen in produzierenden Betrieben kann ich nicht mitreden. Ich habe den Eindruck, dass unsere Externen gut behandelt werden, bekomme aber freilich nicht alles mit. Ich denke, dass die entsprechenden Gesetze tatsächlich für diese Branche und gegen solche Bedingungen gemacht wurden. Dass sie auch in der IT-Branche gelten, ist wohl nicht zu vermeiden, aber eher unnötig.