Bei dem Kurs "Menschen gewinnen, Anliegen erfolgreich vorbringen" neulich stieß mir eine Sache stark auf. Ich konnte das zu dem Zeitpunkt nicht genau festmachen, aber als ich heute auf der Heimfahrt wieder auf die Wendung "Störungen haben Vorrang" stieß, musste ich gleich wieder daran denken.
Der Referent sagte zu Beginn, was er gerne machen möchte , dass aber Störungen jederzeit Vorrang haben. Ich verstand seine Erklärung so, dass zwischenmenschliche Probleme gleich gelöst werden sollen, damit die Problem ausgesprochen und gelöst werden können. Das ist ganz in Ordnung und auch noch sinnvoll.
Bei einer Gelegenheit fragte eine Teilnehmerin, ob er etwas zum Thema XY sagen könne. Der Referent sagte höflich "Das hatte ich eigentlich nicht vor. Aber Störungen haben Vorrang. deswegen machen wir das jetzt." Mir stieß das enorm übel auf, wobei ich erst heute darauf kam, warum:
Ich empfand es irgendwie als arrogant, eine Bitte um Informationen als Störung zu bezeichnen. Weil er das aber sehr höflich sagte und das Thema dann freundlich präsentierte, konnte ich nicht genau festmachen, was mich nun so "störte". Es war doch toll, dass er so auf die Teilnehmerin einging. Zumal es ein wichtiges und interessantes Thema war. Daher schob ich es bei Siete und nahm mir vor nicht so empfindlich zu sein.
Heute las ich in einem Buch von Friedemann Schulz von Thun auch diese Wendung "Störungen haben Vorrang". Hier ging es jetzt aber wieder um Probleme im zwischenmenschlichen Bereich.
Die Frage/Bitte mag den Referenten gestört haben, aber es war nicht in Ordnung, das Fragen als Störung zu bezeichnen. Zumal er explizit zu Beginn ermunterte, getrost nachzufragen. Das hat einfach nicht zusammengepasst.
Zu einer Gelegenheit spielte unsere 3 jährige Tochter mal mit Autos. Da kam eine Bekannte, die immer wieder für gleichberechtigte Erziehung eintrat, auf sie zu und sagte "Das ist ja toll, dass Du so schön mit Autos spielst, obwohl Du ein Mädchen bist." Sie war sehr mit sich zufrieden, weil sie fand, damit unserer Tochter den Rücken gestärkt zu haben. Die war sich bis zu dem Zeitpunkt aber gar nicht bewusst, dass es ungewöhnlich ist, wenn Mädchen mit Autos spielen. Danach wusste sie es und spielte seltener mit Autos.
Im obigen Beispiel wusste jeder Teilnehmer, dass eine Zwischenfrage eine Störung für den Referenten ist… Das war es, was mich störte. 😉
http://www.schulz-von-thun.de/
Das erste Buch vom Schulz-vom-Thun bin ich jetzt durch. Wenn ich wiedre etwas mehr Zeit habe, dann schreibe ich etwas zu dem sehr beeindruckenden Buch.