Gestern hatte ich eine Schulung und schaute vor dem Beginn aus dem Fenster unseres 4-stöckigen Schulungsgebäudes. Ich war im dritten Stock und schaute nach hinten raus. Auch dort ist noch ein Parkplatz, allerdings ein kleiner, eher ein "Geheimtipp" den jeder kennt. Ich stehe also im dritten Stock und sehe, wie ein dicker, dunkelblauer Benz mit Kennzeichen "KS" auf den Parkplatz fährt. Ein ca. 60-jähriger Mann steigt aus, förmlich angezogen, also möglicherweise ein Kunde, der eine Schulung besucht.
Beim Aussteigen fällt ein weißes Knäuel von ihm ab, vermutlich ein Papiertaschentuch. Der Mann schaut sich um, aber nur horizontal, alle Fenster in den oberen Stockwerken kontrolliert er nicht, und kickt das Knäuel unter das Nachbarauto. Er zieht noch mal kräftig an seiner Zigarette, schaut sich um und wirft die Kippe noch brennend in unsere Grünanlage. Dann holt er sein Jackett und eine Mappe vom Rücksitz. Nach der Bedienung seiner Fernsteuerung macht es laut "Klack" und die Blinker blinken kurz. Der Mann geht weg, bleibt nach 5m stehen, schaut sich um und geht zurück. Er kontrolliert jede Tür einzeln, ob sie verschlossen ist und geht dann endgültig.
Während ich mit mir rang, ob ich den Mann wegen seines asozialen Verhaltens "von oben herab" ansprechen soll oder nicht, musste ich immer wieder darüber staunen, dass er direkt vor einem großen 4-stöckigen Haus stand und sich ganz offensichtlich unbeobachtet fühlte. Das sich die meisten Menschen im Auto unbeobachtet fühlen, selbst wenn sie durch eine Großstadt fahren, habe ich schon gelesen, aber dass dieser Effekt auch noch auf dem Parkplatz gilt, ist schon stark.
Da stellt sich doch gleich die Frage, wo ich einfach andere Menschen ausblende bzw. nicht wahrnehme?