Bei dem Kommentar von Jan über die Warteschlangen an Rentenauszahltagen dachte ich darüber nach, wann ich zuletzt eine Bank von innen sah. Es war am Tag nach dem Weltspartag, den wir wie üblich verpassten. Wir hatten unseren Mäusen versprochen, dass wir nach dem Umzug für sie ein Konto bei einer zu Fuß erreichbaren Bank eröffnen.
Also dackelte ich mit den Beiden zur nahe gelegenen Sparkasse. Was dann passierte, ist sehr lehrreich. Wenigstens, wenn man etwas von den Bankern haben will.
Als wir gegen 10 Uhr ankamen sah man dort noch überall die Deko vom Spartag rumliegen und daher freuten sich die Kinder sogleich. Weil echt wenig los war, kamen wir bereits nach recht kurzer Wartezeit (3-4 Minuten) dran. Die freundliche, aber distanzierte Schalterfrau wollte die Geburtsurkunden der Kinder haben. Die hatte ich nicht dabei, wer rechnet mit sowas?
Weil die Frau versprach auf die Kinder aufzupassen, lief ich alleine zurück und holte die Papiere. Kaum 15 Minuten später war ich wieder da und fand meine Kinder im Eingangsbereich auf dem Boden sitzend vor. Sie schauten in der Flimmerkiste einen Zeichentrickfilm an. Und weit und breit keine Sitzgelegenheit in Sicht.
Diesmal mussten wir jedenfalls nicht anstehen, sondern wurden freundlich, aber distanziert gebeten im hinteren Teil auf einem Sofa zu warten. Nach weiteren 10 Minuten kam ein freundlicher Mann, ich glaube der Filialleiter Himself, der sich entschuldigte und sagte, er würde sich nun selber drum kümmern. Weil so viel zu tun sei, sei es gerade schwierig. So gingen wir in sein Büro.
Gleich zu Beginn fragte er nach, ob ich etwas Schriftliches von meiner Frau habe. Denn ein Konto kann man für Kinder nur eröffnen, wenn beide Elternteile einverstanden sind. Das hatte ich natürlich nicht. Naja, er könne aber ja schon mal unsere Daten aufnehmen, schlug er freundlich vor. Erst musste er für mich einen Eintrag anlegen (mit allem Pi Pa Po, wie Unterschrift usw.), dann für meine Frau, dann für jedes der Kinder.
So kam es auch und für jeden dieser Einträge benötigte er mindestens 15 Minuten. Das lag aber nicht daran, dass er langsam gewesen wäre, sondern an dem ganzen Schriftkram, der zu erledigen war. Hammerhart.
OK, aber darum geht es mir eigentlich gar nicht. Ich fand den Stimmungsumschwung in dem ganzen Vorgang sehr interessant als er unsere Adresse erfuhr. Dazu muss man erstens wissen, dass wir in einem gemischten Wohnviertel leben: es gibt hier alle sozialen Schichten. Zweitens laufe ich sowohl privat als auch dienstlich in der Regel eher leger rum. An freien Tagen wie diesem sogar sehr, sehr leger.
Jedenfalls hatte ich plötzlich den Eindruck, dass ich zuvor in eine bestimmte Schublade gerutscht war und jetzt schlagartig der Irrtum erkannt wurde. Ich hatte fast den Eindruck als ob es in dem Mann einen Ruck gegeben hätte.
"Ach da wohnen Sie? Ja wohnen Sie denn schon lange dort? Wie gefällt es Ihnen denn in unserem Stadtteil? Das wird wohl noch etwas dauern, darf ich Ihnen einen Kaffee oder ein Wasser anbieten?" Binnen weniger Minuten war die Stimmung von freundlich nach herzlich gestiegen. Ich habe mich schon lange nicht mehr so wichtig gefühlt.
Die beiden Sparbücher wurden eröffnet und ich bekam ein Formular mit, dass meine Frau bei Gelegenheit unterschreiben und einwerfen solle. Das sei alles kein Problem.
Weil es den Kinder währenddessen zu langweilig wurde, schlug der Bank-Mitarbeiter vor, die Kinder sollen doch noch etwas fernsehen. Damit war ich einverstanden und die Mäuse sowieso. Er ging kurz mit Ihnen raus. Als ich dann später zu ihnen kam, saßen die Kinder auf zwei gepolsterten Stühlen vor dem Fernseher (keine Ahnung wo die herkamen). Sie zahlten ihre Ersparnisse ein und bekamen mehrere kleine Geschenke. Und zum Abschied winkte der Mitarbeiter uns nach…
Alles klar?